Die geisterhafte Erinnerungspolitik im zeitgenössischen argentinischen Roman


Das Verschwinden (la desaparición) wurde als eine repressive Praktik beschrieben, die aus dem epistemologischen Zweifel eine Form der Herrschaft macht. Es bestehen keine Gewissheiten über das Verbleiben der desaparecidos, über ihre Gefangenschaft oder über ihre Gräber.

Diese Ungewissheit verleiht dem desaparecido und der Erfahrung des Verschwindens, die die argentinische Gesellschaft nach der Diktatur macht, einen geisterhaften Charakter, in dem das Reale eine phantasmagorische Struktur erreicht. Dieses Projekt untersucht, wie die gegenwärtige Literatur über die argentinische Diktatur die Erfahrung des Verschwindens mittels narrativer Strukturen reflektiert, in denen das Phantastische eine fundamentale Rolle spielt.

Der für das Phantastische typische epistemologische Zweifel (Todorov), die subversive Dimension des Gotischen (Punter) und die gegenwärtigen Entwicklungen der Zerstörung und der Psychoanalyse im Rahmen des Geisterhaften (Derrida, Schwab, Gordon, Davis) stellen den theoretischen Rahmen dar. Ausgehend davon werden die politischen Folgen – sowohl sujektive als auch solziale Auswirkungen – des Terrors  in der gegenwärtigen argentinischen Gesellschaft analysiert.

Wie konstruiert die Grenzfigur des Gespenstes – zwischen Leben und Tod, Anwesenheit und Abwesenheit, Vergangenheit und Gegenwart – den sozialen Körper? Wie stört es die Stabilität der Zeit, des Raums und der Subjektivität? Wie gehen die Protagonisten dieser Romane mit dem Gespenstischen und in Folge dessen mit den Auswirkungen des Terrors auf die gegenwärtige Gesellschaft um?